Pressemitteilung: Frauenmilchbanken benötigen finanzielle Unterstützung beim Aufbau und Betrieb

Nach Kleiner Anfrage im Bundestag: Frauenmilchbank-Initiative stellt klar – Milchbanken benötigen finanzielle Unterstützung beim Aufbau und Betrieb

HAMBURG — 3. November 2020 — Kliniken mit Frauenmilchbanken sind gegenüber Kliniken ohne Milchbanken finanziell benachteiligt, obwohl sie einen wichtigen Beitrag zur Krankheitsprävention und zum besten Gedeihen von Frühgeborenen leisten. Die höheren Kosten für die Ernährung mit gespendeter Muttermilch müssen endlich von den Krankenkassen gesondert erstattet werden. Außerdem fordert die Frauenmilchbank-Initiative (FMBI) staatliche Hilfen beim Aufbau weiterer Milchbanken. Es gibt nach wie vor zu wenige in Deutschland.

 Die Bundesregierung antwortete kürzlich auf eine Kleine Anfrage der FDP-Fraktion im Bundestag (Drucksache 19/23284) über die Lage der Frauenmilchbanken in Deutschland, die jetzt veröffentlicht wurde. Die FMBI stellt folgendes zur Finanzierung von Frauenmilchbanken klar:  

 
 
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„Die Versorgung von Frühgeborenen mit gespendeter Muttermilch ist nicht gesondert im Leistungskatalog der gesetzlichen Krankenkassen enthalten und im DRG-Entgeltsystem nicht abbildbar. Dadurch ergeben sich hohe Mehrkosten für die Kliniken, die durch den Betrieb von Frauenmilchbanken in die Prävention investieren. Es müssen dringend Lösungen gefunden werden, um Kliniken diese Kosten zu erstatten.“

Dr. Daniel Klotz, FMBI-Vorstandsmitglied und Oberarzt der Neonatologie und Pädiatrischen Intensivmedizin am Universitätsklinikum Freiburg

 
 

Die meisten Frauenmilchbanken sind an die Frühgeborenenabteilungen von Kinderkliniken angeschlossen. Die Kliniken erhalten von den Krankenkassen Fallpauschalen für die Behandlung der Frühgeborenen, aber keine gesonderte Vergütung für Spendermilch aus Frauenmilchbanken.  

 
 
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„Viele Frauenmilchbanken konnten nur dank Privatspenden, Stiftungsgeldern oder Elternfördervereinen eingerichtet werden. Leitende Neu- und Frühgeborenenmediziner befürworten die flächendeckende Einrichtung von Frauenmilchbanken in Deutschland. Die größte Barriere stellen jedoch die Kosten für den Aufbau und Betrieb dar.“

Rudi Ascherl, FMBI-Mitglied und Assistenzarzt am Universitätsklinikum Leipzig

 
 

Einige Bundesländer handeln bereits: So hat das Land Niedersachsen die Einrichtung von drei Frauenmilchbanken mit 500.000 Euro unterstützt, das Saarland hat einer Frauenmilchbank Landesmittel zugesagt. Der Sozialausschuss des Landtags Schleswig-Holstein zeigt Interesse am Aufbau von Frauenmilchbanken in diesem Bundesland und lud die FMBI am 22. Oktober 2020 ein, das Thema zu erörtern.

 
 
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„Mit Unterzeichnung der UN-Kinderrechtskonvention hat Deutschland sich verpflichtet, das Überleben und die Entwicklung des Kindes in größtmöglichem Umfang zu gewährleisten. Die FMBI fordert Politik und Krankenkassen auf, sich dafür einzusetzen, dass jedes bedürftige Frühgeborene Zugang zu Spendermilch aus einer Frauenmilchbank erhält.“

Anne Sunder-Plaßmann, FMBI-Geschäftsführerin

 
 

Zwar hat die Zahl der Milchbanken in den letzten Jahren deutlich zugenommen, dennoch haben viele Frühgeborene nach wie vor keinen Zugang zu Spendermilch. Deutschlandweit gibt es Frauenmilchbanken an 31 von insgesamt rund 200 Kliniken, an denen kleine Frühgeborene behandelt werden.

Menschliche Milch ist die beste Nahrung für Neugeborene und kann insbesondere für Extrem-Frühgeborene überlebenswichtig sein. Wenn Mütter trotz optimaler Laktationsunterstützung nicht genug Milch haben, ist Milch von gesunden Spenderinnen aus einer Frauenmilchbank die beste Alternative. Es ist wissenschaftlich erwiesen, dass mit Mutter- oder Spenderinnenmilch ernährte Frühgeborene deutlich seltener an schwerwiegenden Darmproblemen leiden als diejenigen, die mit künstlicher Säuglingsnahrung ernährt werden. Außerdem gibt es Hinweise darauf, dass menschliche Milch sich positiv auf die Hirnentwicklung auswirkt und die Abwehrstoffe in der Milch vor Infektionen und der Frühgeborenenretinopathie, einer Augenerkrankung, schützen. 

Die FMBI ist ein bundesweit tätiger gemeinnütziger Verein, in dem sich Ärztinnen und Ärzte, Pflegefachkräfte, Hebammen und Still- und Laktationsberaterinnen für eine bessere Verfügbarkeit von menschlicher Spendermilch für Frühgeborene einsetzen. Die FMBI wurde 2018 gegründet und hat mittlerweile fast 70 Mitglieder in ganz Deutschland.

 
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