Pressemitteilung: Für die beste Entwicklung der Allerkleinsten

Greifswald, Freiburg, Hamburg, Leipzig, Nürnberg, 25.09.2018

Nur knapp zwei Dutzend von über 200 Perinatalzentren in Deutschland können ihre kleinen frühgeborenen Patientinnen und Patienten mit Milch aus Frauenmilchbanken ernähren. Muttermilch gibt Frühgeborenen und kranken Neugeborenen einen optimalen Start ins Leben, doch wenn die Milch der eigenen Mutter nicht ausreicht, kann Spenderinnenmilch aus einer Frauenmilchbank überlebenswichtig sein. Die kürzlich gegründete Frauenmilchbank-Initiative (FMBI) ruft Politik, Behörden, Krankenkassen und Kliniken dazu auf, Verantwortung zu übernehmen, damit in Zukunft alle bedürftigen kleinen Patienten in allen Teilen Deutschlands von Spenderinnenmilch profitieren können.

„Es ist wissenschaftlich erwiesen, dass Muttermilch oder Spenderinnenmilch aus Frauenmilchbanken Frühgeborene vor schwerwiegenden, manchmal sogar tödlich verlaufenden, Darmerkrankungen schützt. Menschliche Milch enthält optimal auf die Bedürfnisse Neugeborener abgestimmte immunologische Faktoren, die einen einzigartigen Schutz für die Darmflora bieten. Außerdem gibt es Hinweise darauf, dass sich die Ernährung mit Frauenmilch positiv auf die Hirnentwicklung auswirkt“, erklärte Prof. Dr. Christoph Fusch, FMBI-Vorstandsmitglied und Ärztlicher Leiter der Klinik für Neugeborene, Kinder und Jugendliche am Klinikum Nürnberg.

Deutschlandweit liegt der Bedarf an Spenderinnenmilch deutlich über dem, was die Frauenmilchbanken aktuell anbieten können. In Hessen, Rheinland-Pfalz, dem Saarland und Schleswig-Holstein gibt es keine einzige Frauenmilchbank. Niedersachsen machte einen wichtigen Vorstoß, als der Landtag im Dezember 2016 beschloss, den Aufbau von Frauenmilchbanken finanziell zu unterstützen.

„Als Vertragspartei der UN-Kinderrechtskonvention hat Deutschland sich verpflichtet, das Überleben und die Entwicklung des Kindes in größtmöglichem Umfang zu gewährleisten. Die FMBI fordert Politiker, Behörden und Krankenkassen auf, ihrer gesellschaftlichen Verantwortung nachzukommen und Kliniken beim Aufbau und Betrieb von Frauenmilchbanken zu unterstützen“, so Anne Sunder-Plaßmann, Menschenrechtsexpertin und FMBI-Gründungsmitglied.

Die FMBI besteht aus zahlreichen Leitern und Mitarbeitern von Frauenmilchbanken, Neonatologen, Kinderärzten, Pflegepersonal, Still- und Laktationsberatern und Wissenschaftlern aus allen Teilen Deutschlands.

“Wir haben uns zum Ziel gesetzt, dass in fünf Jahren kein Bundesland mehr ohne Frauenmilchbank sein soll und in Zukunft alle bedürftigen Frühgeborenen und kranken Neugeborenen in allen Teilen Deutschlands mit Spenderinnenmilch aus Frauenmilchbanken ernährt werden können“, so Dr. Corinna Gebauer, FMBI-Vorstandsmitglied und Ärztliche Leiterin der Frauenmilchbank am Universitätsklinikum Leipzig.

Um dies zu erreichen, informiert die FMBI die Öffentlichkeit über die Vorteile der Ernährung mit Mutter- und Spenderinnenmilch, fördert den wissenschaftlichen Diskurs und Erfahrungsaustausch in Fachkreisen und steht interessierten Kliniken mit Rat und Tat zur Seite. Durch Lobby- und Überzeugungsarbeit bei Politik, Behörden und Kostenträgern wird die FMBI finanzielle und administrative Hürden überwinden, die viele Kliniken in Deutschland noch vom Aufbau einer Frauenmilchbank abhalten. Dabei kooperiert die FMBI eng mit medizinischen Fachverbänden und anderen Vereinen, Institutionen und Experten im In- und Ausland.

“Wir freuen uns über jeden, dem FMBIs Ziele am Herzen liegen und der den Verein als neues Mitglied, Mitstreiter, Förderer oder Sponsor unterstützen möchte. Gemeinsam können wir den allerkleinsten Patientinnen und Patienten den Weg für eine optimale Entwicklung ebnen“, so Judith Karger-Seider, FMBI- Vorstandsmitglied und Fachkinderkrankenschwester am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf.

 

Hintergrundinformationen

Weltweit gibt es über 500 Frauenmilchbanken, davon mehr als 230 in Europa. Der Trend ist steigend. In vielen Entwicklungs- und Schwellenländern sind Frauenmilchbanken ein wichtiges Werkzeug im Kampf gegen die Säuglingssterblichkeit. Aber auch in den Industrienationen setzen Frühgeborenenmediziner zunehmend auf Frauenmilchbanken, um sehr unreifen Frühgeborenen und kranken Neugeborenen, die dank der modernen Intensivmedizin in den allermeisten Fällen überleben, einen optimalen Start ins Leben zu ermöglichen.

In Deutschland befinden sich die meisten Frauenmilchbanken in den neuen Bundesländern, da sie dort nach der Wiedervereinigung an eine lange institutionelle Tradition anknüpfen konnten. In den letzten sechs Jahren wurden auch in den alten Bundesländern sieben Frauenmilchbanken eröffnet. Die erste Frauenmilchsammelstelle Deutschlands wurde im Mai 1919 von der Kinderärztin Marie-Elise Kayser in Magdeburg gegründet.

Die Krankenkassen übernehmen die Kosten der Bereitstellung von Spenderinnenmilch bisher nicht, so dass Kliniken diese meist selbst schultern müssen.


Kontakt für weitere Informationen und Interviewanfragen

Anne Sunder-Plaßmann
FMBI-Gründungsmitglied
a.sunder-plassmann@fmbi.de
Tel.: +49 160 9797 9900